Die Rigi-Kulm-Geschichte

Gastfreundschaft seit 1816

Ereignisse von 1601 bis 1816

1601: Die erste Erwähnung

Stadtschreiber Renward Cysat von Luzern erwähnt zum ersten Mal Kulm als den Namen des höchsten Gipfels der Rigi. Die Bezeichnung Kulm leitet sich vom lateinischen Wort «culmus» = Giebel, Spitze, ab.

1814: Bauvorbereitung fürs erste Gipfelhotel

Der Arther Tuchschneider und Rigiführer, Joseph Martin Bürgi (1778 – 1833), beginnt mit den ersten Vorarbeiten für ein Gasthaus auf der Kulm (Holzfällen und Transport der Baumstämme auf die Kulm).
Bürgi war Wirt des von ihm 1805 erbauten Hotels Krone auf Rigi-Klösterli. Im gleichen Jahre gingen ihm die Finanzen für die Weiterführung des Kulm-Projektes aus.

1815: Frühes Crowdfunding

Heinrich Keller (1778 – 1862), der berühmte Zürcher Panorama-Zeichner, der oft bei Bürgi im Klösterli logierte, startete einen Spendenaufruf in Zürich für Bürgis Gasthausbau – mit grossem Erfolg: 971 Schweizer Franken wurden gesammelt, was heute rund Fr. 25’000.– entspricht. Mit diesen Mitteln konnte der Hausbau finanziert werden. Kurz darauf ging Bürgi erneut das Geld aus.

1816: Zahlreiche Geldgeber

Zweiter Bettelbrief von Keller an einflussreiche Leute in den grösseren Schweizer Städten. 338 Gönner spendeten insgesamt 1400 Schweizer Fanken (heute ca. Fr. 36’000.–). Mit diesem Betrag konnte Bürgi die Hoteleinrichtung kaufen.

6. August 1816: Eröffnung des ersten Gipfelhotels

Das erste Kulm-Gasthaus der Schweiz hat 6 Betten. Der Erbauer und die Arbeiter sind die ersten Übernachtungsgäste.

14. August 1816: Die Gäste kommen!

Erster Eintrag im Gästebuch von 5 Hotelgästen:
Verleger Sauerländer aus Aarau, Dr. Feer, Regierungsrat Zürrer; Herr und Frau Dolder. In dieser Saison trugen sich 294 Besucher ins Fremdenbuch ein.

Ereignisse von 1833 bis 1875

1833: Generationenwechsel

Tod von J. M. Bürgi. Sein Sohn Caspar Bürgi-Ritschard und seine Frau Elisabeth übernahmen das Haus.

8. Juni 1848: Erst 6, jetzt 130 Hotelbetten

Eröffnung des neuen, aus Stein erbauten Kulm-Hotels mit 130 Betten.
Preise: Fr. 2.– für das Zimmer, Bedienung: Fr. 1.–, Frühstück: Fr. 1.50, Mittag- und Abendessen je Fr. 3.–. Zu dieser Zeit besuchten jährlich etwa 40 – 50’000 Touristen die Rigi.

1856: Das 2. Hotel auf Rigi Kulm

Eröffnung des zweiten Hotels mit 200 Betten durch die Gebrüder C. & J. Bürgi, Regina Montium «Königin der Berge» genannt. Die Bauparzelle kostete Fr. 57’000.– und Fr. 30’000.– wurden für ein 10 Jahre gültiges Konkurrenzverbot auf Rigi Kulm bezahlt.
Dieses Haus wurde nach den Plänen des Zürcher Architekten F. Stadler erbaut, der auch das Bundeshaus in Bern entwarf. Da die Rigi-Bahnen noch nicht in Betrieb waren, musste das gesamte Baumaterial mühsam auf den Gipfel getragen werden. Es gab damals den Beruf des Rigi-Trägers, die sowohl die Gäste als auch Material ganz nach oben auf den Gipfel der Rigi trugen.
Das Hotel hatte 200 Betten auch einen Speisesaal mit ebenso vielen Plätzen, was damals eine Sensation war. Eine Übernachtung kostet Fr. 4.–.

7. Juni 1875: Und Nr. 3

Eröffnung des dritten Hotels auf der Kulm, des palastartigen Grand-Hotels «Schreiber» mit 300 Betten (Werbetext: «que ne laisse rien à désirer sous le rapport du confortable») und mit zwei Restaurants, Billiard-, Réunion-, Damen-, Lese- und Musiksälen. Die Bauzeit betrug 3 Jahre, Kosten des Bauplatzes Fr. 200’000.–.
Unmittelbar vor der Hoteleröffnung konnte auch die Arth-Rigibahn dem Betrieb übergeben werden.
Das pompöse Hotel spezialisierte sich auf Luxus, und die berühmtesten Küchenchefs, u.a. Escoffier, und beste Maîtres d’hôtel, erfüllten die Wünsche der verwöhnten Kundschaft. (Bayernkönig Ludwig II., der mehrmals mit seinem ganzen Gefolge Gast war, brachte als Geschenk ein Teeservice mit, welches in einer Vitrine im heutigen Speisesaal aufbewahrt wird). Goethe, Brahms und viele andere Intellektuelle jener Zeit liessen sich hier inspirieren.
Ein Tagesaufenthalt kostete Fr. 20.–, was damals einem Arbeiter-Wochenlohn entsprach.
Obwohl das Grand-Hotel jeweils nur von Ende Juni bis Mitte Oktober geöffnet war, konnte es während Jahren gewinnbringend geführt werden.

Ereignisse von 1903 bis 2016

1903: Gäste aus aller Welt

Gesamteinnahmen (nur Zimmer- und Pensionseinnahmen, ohne die beiden Restaurants) im August: Fr. 99’208.15, Spitzentag war der 8. August mit 237 Arrivés, davon 72 Deutsche, 47 Franzosen, 30 Amerikaner, 21 Russen, 11 Schweizer, 5 Engländer.

August 1908: Ein beeindruckender «Einkaufszettel»

Lebensmittelbestellung der Kulmhotels:
14’100 Weggli
1’730 kg Brot
141 kg Zwieback
1’980 kg Poulet

1912: Der Patron stirbt

Tod des langjährigen Direktors und Alleininhabers Dr. iur. Friedrich Schreiber.

1914: Die Welt verändert sich

Ausbruch des 1. Weltkrieges. Drastischer Rückgang der Touristenfrequenz

1936: Schwere Zeiten

Reduktion der Bettenzahl auf 300 Einheiten in allen drei Hotels

1949: Die Familie Käppeli übernimmt das Kulm-Hotel

Kauf der Hotelliegenschaft durch Herrn Ernst Käppeli sen.

1950–1954: Eine neue Ära beginnt

Abbruch des alten «Palais Schreiber» und Neubau des heutigen Rigi Kulm-Hotels nach den Plänen des Architekten Max Kopp aus Zürich. Ein spezielles «Recycling» erhält geschichtsträchtige Trouvaillen: Alle noch brauchbaren Materialien und Gegenstände wurden beim Neubau wiederverwendet. Parkettböden in den Zimmern, Sandsteintreppen und -eckquader, Spiegel, Vitrinen, Tafelsilber etc. erlauben den zukünftigen Hotelgäste einen Blick in die Vergangenheit.

1994: Mehr Platz, neue Infrastruktur

Anbau Terrasse und Veranda, grössere Renovation im Bereich Haustechnik und Küche

2007: Zeitgerechter Komfort

Umfassende Renovation der Zimmer

2016: Ein Grund zum Feiern!

200 Jahre Rigi Kulm.

Während der Jubiläumswoche Anfang August trägt die Königin der Berge eine Lichterkrone. Sie funkelt immer zur blauen Stunde und ist bis in die umliegenden Tälern und weit ins Mittelland hinein sichtbar. Zur Schlussveranstaltung bringen die Rigi Bahnen 8000 Gäste auf den Rigi-Gipfel. Auf dem Programm steht auch ein Schwyzerörgeli-Rekordversuch. Das hochgesteckte Ziel: 200 Schwyzerörgelispielerinnen und -spieler sollen ein Geburtstagsständchen intonieren. Der riesige Erfolg: zum Schluss sind es 256 Musikanten, der jüngste 9 und der älteste 84 Jahre alt.

Anlässlich der 200-Jahre-Jubläums wird eine Dauerausstellung erarbeitet. Der Titel ist Programm: «Vom Pickel bis zum Selfie Stick», Reise-Utensilien führen durch zwei Jahrhunderte Tourismus auf Rigi Kulm.

Die 2020er-Jahre

2020: Weitblick und Ruhe

Die Aussicht von der Rigi hat auch im 21. Jahrhundert magische Anziehungskraft. Das Bergerlebnis auf Rigi Kulm ist unvergleichlich. Die 360°-Rundumsicht auf 1800 m ü. M. präsentiert die unglaubliche Zahl von 125 benannten Alpengipfeln und 13 Seen. Ein guter Ort, um sich fernab vom Alltag kreativ zu entfalten oder sich zu fokussieren. 

2022:

Im Frühjahr kehrt in der Schweiz mit der Aufhebung der meisten Corona-Massnahmen wieder die Normalität zurück. Die Menschen geniessen es und sind unternehmungslustig. Wenn die Sonne lacht, herrscht auf dem Rigi-Gipfel wieder reger Betrieb.